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Automobil

Die Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie: inwieweit können wir sie annehmen?

Victanis Advisory Services GmbH
2019-10-03
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Seit 2008, sind die von der Automobilindustrie produzierten CO2-Emissionen, um fast 24% zurückgegangen. Ein bedeutender Rückgang, der sowohl auf die Hersteller, als auch die Zulieferer zurückzuführen ist, indem sie verstärkt erneuerbare oder CO2 arme Energiequellen für die Produktion einsetzen.

Auch im Bereich Wasserverbrauch und Abfallaufkommen konnten durch den Einsatz von Kreislauftechnologien deutliche Verbesserungen erzielt werden: Der Wasserverbrauch pro produziertem Auto konnte in den letzten zehn Jahren um 31% gesenkt werden, die anfallende Abfallmenge pro Fahrzeug reduzierte sich im gleichen Zeitraum um fast 14%..

Darüberhinaus haben die Autohersteller die konzeptionnelle Ausrichtung ihrer Fahrzeuge angepasst: Es werden jetzt Autos mit mehr Funktionen hergestellt, die sie sicherer, sauberer und intelligenter machen.

Der Automobilsektor hat sein Engagement für die Verringerung der Umweltauswirkungen der Fahrzeugproduktion und Nutzung durch die Anstrengunen der letzten Jahre bereits unter, Beweis gestellt, aber es bleibt noch viel zu tun, um ein besseres und notwendiges Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und ökologischen Auswirkungen zu erzielen.

Eine der vorgeschlagenen Lösungen zur Verminderung der Umweltauswirkungen ist die Einführung einer konsequent auf Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Produktion.

Die Umweltherausforderungen

 

Um die Kreislaufwirtschaft erfolgreich in der Automobilindustrie zu implementieren, muss sie den wichtigsten Umweltherausforderungen gerecht werden

  • Klimaerwärmung: Deutliche Verringerung der durch Kraftfahrzeuge produziertenTreibhausgasemissionen
  • Gesundheit: Reduzierung aller gesundheitsschädlichen (Partikel-)Emissionen
  • Ressourcenverbrauch: Erhöhung der Wiederverwendungsquote und weitere Optimierung der Nutzung natürlicher Ressourcen

Um diesen Umweltherausforderungen gerecht zu werden, müssen die Automobilhersteller noch innovativer in ihren Produktionsprozessen werden. Zu den Lösungen, die den Weg für eine nachhaltige Umweltstrategie ebnen könnten, gehört die Einführung eines Produktionsmodells, das an leistungsfähigen und kosteneffizienten ökologischen Prozessen ausgerichtet ist.

Abfallreduzierung

Die Produktion von Fahrzeugen erzeugt erhebliche Mengen von Abfällen, die in der Vergangenheit meist auf Deponien landeten. In den 90er Jahren sahen sich Hersteller und Zulieferer in Asien und Europa mit verschärften Umweltauflagen konfrontiert, die unter anderem zu stark gestiegenen Deponiekosten führten.

Insbesondere nordamerikanische Hersteller haben daraufhin begonnen durch Recycling-Methoden die Abfallmengen zu reduzieren, was nicht nur ökologisch sinnvoller war, sondern auch deutlich kostengünstiger als die Entsorgung von Deponieabfällen

 

Die Wiederaufbereitung

Häufig mit dem Begriff Recycling verwechselt, bedeutet Wiederaufbereitung, dass reparierte, wiederverwendbare oder neue Komponenten unter Berücksichtigung der Qualitätsspezifikationen in einem Endprodukt verbaut werden,

Der Prozess besteht im Wesentlichen aus dem Austausch oder der Reparatur von verschlissenen Modulen oder Komponenten. Die Wiederaufbereitung kann als eine Form der « Sanierung » des Produkts definiert werden, das die gleichen Eigenschaften wie ein „Original-„ Fabrikprodukt aufweist. Die United States Environmental Protection Agency (Umweltschutzbehörde der Vereinigten Staaten) hat das Programm Comprehensive Procurement Guideline (Allgemeine Wiederbeschaffungsrichtlinien) eingerichtet, um die Abfallreduzierung durch Wiederaufbereitung zu fördern.

Eine Erhöhung der Wiederaufbereitungsquote, insbesondere im Bereich der Getriebe- und Motorenproduktion, würde die Abfallmenge pro produziertem Fahrzeug nochmals deutlich reduzieren. Man geht davon aus, dass die auf Deponien verbleibende Restmenge an Abfallprodukten um 70% verringert werden könnte, setzt man konsequent auf Wiederaufbereitung. Darüberhinaus haben Studien gezeigt, dass die Wiederaufbereitung gegenüber der Herstellung von Neuteilen zu Energieeinsparungen von bis zu 80% führt, 88% weniger Wasser verbraucht und etwa 90% weniger Chemikalien freisetzt.

Das Recycling

Beim Recycling handelt es sich um einen eigenständigen Prozess, bei dem wiederverwendbare Materialien verbaut werden, die ihre (physikalische, chemische usw.) Eigenschaften während des gesamten Produktlebens-Zyklus beibehalten können.

Um einen möglichst geschlossenen Recycling Kreislauf sicherstellen zu können, sollten Automobilhersteller verstärkt auf Rückkauf-/Rücknahmeprogramme für Fahrzeuge setzen, die sich dem Ende Ihrer Lebensdauer nähern und somit quasi ein Recycling im geschlossenen Kreislauf ermöglichen.

Viele Unternehmen bieten solche Programme mittlerweile auch an, allerdings liegt es grundsätzlich bisher in der Verantwortung des Verbrauchers, geeignete Sammel- und Rücknahmestellen zu finden.

Die Hersteller versuchen über kommerzielle Anreize ihre Kunden zur Rückgabe ihrer Altfahrzeuge zu motivieren, die eine geschätzte durchschnittliche Lebensdauer von 13 Jahren haben.

Laut dem Weltwirtschaftsforum reduziert Recycling im geschlossenen Kreislauf den Energieverbrauch um bis zu 75%. Dies führt u.a. auch zu einer deutlichen Kostensenkung für die Hersteller, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Kosten für die Rohstoffgewinnung oftmals nicht in den Herstellkosten von Neuteilen integriert sind. Recycling bietet eine hervorragende Perspektive, um aus der bisherigen Logik Rohstoffgewinnung, Produktion, Entsorgung /Abfall auszubrechen und den Wandel zu einem auch unter ökologischen Gesichtspunkten nachhaltigem Wirtschaftsmodell zu gestalten.

Ökologische Nachhaltigkeit

Das Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit beinhaltet sowohl eine konsequent auf die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs, eine auf Reduzierung der Abfallmenge ausgerichtete Produktion, als auch ein Umdenken in der Konzeption von Fahrzeugen. Dazu gehören u.a eine Verlängerung der Fahrzeug-Lebenszeiten (…nicht unbedingt ein Hauptziel der Hersteller…), eine Verbesserung der Reparaturfähigkeit einzelner Komponenten, aber auch die Sicherstellung einer möglichst hohen Recyclingquote (… hier werden bereits echte Anstrengungen der Automobilindustrie unternommen…)

Die Grenzen und Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft

Obwohl die Vorteile einer konsequenten Ausrichtung auf eine Kreislaufwirtschaft offensichtlich sind, steht die Automobilindustrie doch vor echten Herausforderungen.

Eine davon betrifft die Kosten des Recyclings, die unter Umständen höher sein können als die Kosten der „Neuproduktion“, insbesondere wenn durch (geänderte) Qualitätsstandards viele Überarbeitungsprozesse notwendig sind, um Materialien und Bauteile wiederverwenden zu können; Recyclinganlagen sind grundsätzlich auch mit einem relativ hohen Investitionsbedarf verbunden.

Häufig wird gegen eine höhere Verwendung recycelter Produkte auch vorgebracht, diese seien von geringerer Qualität. Um diesen (nicht immer objektiven) Befürchtungen Rechnung zu tragen, müssen verstärkt Qualitäts- und Sicherheits-Konformitätstests eingesetzt werden.

Jedoch bleibt zusammenfassend festzuhalten, dass selbst unter Berücksichtigung noch bestehender Schwierigkeiten, die positiven Aspekte einer stärkeren Ausrichtung der Automobilindustrie auf eine Kreislaufwirtschaft überwiegen.

Kreislaufwirtschaft senkt den Gesamtenergieverbrauch, überzeugt den Verbraucher, reduziert verschiedene Formen der Umweltverschmutzung und ermutigt zur Umsetzung von Ökobilanzen (Umweltleistungsbewertung). Letztere werden voraussichtlich über einen zunehmenden Druck der Verbraucher sowie die Stärkung der ökologischen Standards (China, Europa, ...) deutlich mehr an Bedeutung gewinnen. Sobald das Instrument der Ökobilanzen (ein „Öko-Thermometer“ über den gesamten Produktions- und Produktlebenszyklus) eingeführt wird, kommt der Gedanke der Kreislaufwirtschaft quasi automatisch auf die Tagesordnung der handelnden Akteure.

 

 

Yves Rommel

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